Neun wunderbare proppenvolle Tage bei hochsommerlicher Hitze: Die erste Zukunftsakademie war eine wunderbar geglückte Mischung: Workshops, Vorträge, Debatten, Erarbeitung transformativer Projekte, Exkursionen uvm.
Hier findet ihr Eindrücke und erste Ergebnisse der Zukunftsakademie 2022. Viel Spaß beim Schmökern …

Workshops
Ergebnisse und Eindrücke

25 Workshopleiter:innen gaben 20 Workshops zu zentralen Themen der sozial-ökologischen Transformation: Biodiversität, transformative Medienarbeit, mit  juristischen Mitteln die Welt verändern, langfristig aktivistisch und gesund bleiben, Utopien, Schreibwerkstatt, das gute Leben für alle, plurale Ökonomik, Nichtnachhaltigkeit und Geschlechterverhältnisse, Transformation und Gerechtigkeit, Anti-Antisemitismus und Entschwörung, Gefühle und Multiple Krise, gewaltfreie Aktion uvm.

Ein großes Danke an die Teilnehmenden und die Workshopleiter:innen (zufällige Reihenfolge): Imke, Nikolas, Anja, Marius, Jochen, Crissi, Wiebke, Jasmin, Joachim, Simon, Shofie, Marlene, Bob, Nike, Timo, Thorsten, Matthias, Marion, Baro, Tobi, Sara, Nathalie.

Dankeschön: eure Workshops waren großartig.

Von der imperialen zur solidarischen Lebensweise

Workshopleitung: Wiebke Thomas
In dem interaktiven Workshop haben wir uns mit der imperialen und der solidarischen Lebensweise und möglichen Strategien einer sozial-ökologischen Transformation beschäftigt. Im Privilegienspiel konnten die Teilnehmer*innen spielerisch erkennen, dass die imperiale Lebensweise exklusiv ist und Privilegien ungleich verteilt sind. Das Konzept von Uli Brand und Markus Wissen wurde anschließend ausführlich erklärt und mittels Beispielen von Produktions- und Lebensweisen in unterschiedlichen Sektoren und Lebensbereichen veranschaulicht. Die Einführung in die solidarische Lebensweise begann mit einer Traumreise ins Futur II und den persönlichen Vorstellungen eines Guten Lebens der Teilnehmer*innen. Die vom I.L.A. Kollektiv entwickelten Konturen einer solidarischen Lebensweise sowie mögliche Transformationsstrategien auf politischer und kultureller Ebene wurden vorgestellt und diskutiert. Anschließend erarbeiteten die Teilnehmer*innen in Kleingruppen, wo sie sich selbst verorten und wie sie aktiv werden können.

Mehr Infos zu den Büchern und zur Arbeit des I.L.A. Kollektivs findet ihr hier

Transformationsarbeit als Marathon: Wie verändern wir erfolgreich, ohne auszubrennen?

Workshopleitung: Timo Luthmann
In dem Workshop wurde in die Konzepte des Nachhaltigen Aktivismus eingeführt. Wir haben uns mit unserer eigenen Biografie mittels einer Visualisierungsübung auseinandergesetzt und ausgetauscht. Nach eine Einführung in Stresspsychologie und ihre Bedeutung für Aktivismus sammelten wir Praxen, die uns beruhigen, nähren und stabiliseren. Anhand einer Zusammenfassung eines Buchs von Olúfẹ́mi O. Táíwò diskutierten wir wie wir in unseren Unterschieden solidarisch handeln können. Im Abschluss des Workshops haben wir mittels eines spielerischen Rituals auf Fragen die uns beschäftigen gegenseitig Gegenfragen geschenkt, um uns so zu inspirieren.

Buchtipps
Timo Luthmann „Politisch aktiv sein und bleiben. Handbuch Nachhaltiger Aktivismus“. Unrast 2018 Münster.
Natureza Gabriel Kram „Restoritive Practices of Wellbeing“. 2021
Olúfẹ́mi O. Táíwò „Elite Capture: How the Powerful Took Over Identity Politics (And Everything Else)“ Pluto Press. 2022.

Ergebnise des Workshops Transformation als Marathon als Plakat

Privilegien reflektieren und mit zivilem Ungehorsam Systeme verändern

Workshop von Marlene und Bob
Im ersten Teil des Workshop haben wir uns damit auseinandersetzen, welche Privilegien wir haben und welche Perspektiven uns fehlen. Weil Privilegien von innen quasi unsichtbar sind, ist es kaum möglich, sie alleine zu reflektieren. Wir wollen sowohl kollektive als auch persönliche Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und ermutigen, Privilegien dafür zu nutzen, um ihre Grundlage zu zersetzen.

Im zweiten Teil kamen wir aus der Theorie in die Praxis. Wie können wir unsere Verantwortung annehmen? Wir sprachen über Zivilcourage und Zivilen Ungehorsam.
Die zivilgesellschaftliche Gruppe Ende Gelände setzt sich für einen schnellen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien ein und nutzt hierfür Praxen des zivilen Ungehorsams

Realutopien

Workshop von Simon Mohn
Die Teilnehmenden wurden zunächst in die Bedeutung positiver Zukunftsvisionen eingeführt. Es wurde sichtbar, wie das Denken in Möglichkeiten und Potenzialen die Lösungsfindung befördert und den Umgang mit multiplen Krisen erleichtert bzw. Handlungsfähigkeit herstellt. Gemeinsam kam die Gruppe ins utopische Denken und begann mit der Übung „Utopien Charge“ auf einem Spaziergang die Möglichkeiten und Potenziale verschiedener Orte und Themen zu erkunden. Dann ging es ins konkrete Herausarbeiten einer eigenen Utopie: „In welcher Welt möchte ich leben?“ war die Leitfrage, mit der alle Teilnehmenden die Welt beschrieben, in der sie es sich am schönsten vorstellen könnten. Es folgten individuelle Reden, in denen sie dazu einluden, sich für ihre Utopie zu entscheiden. Im letzten Teil des Workshops gingen die Teilnehmenden der Frage nach, welche Rolle sie zur Verwirklichung ihrer Zukunftsvision einnehmen können und welche Schritte sie darauf zu gehen können.

Links & Ressourcen
Website Reinventing Society
Infothek für Realutopien (methodische Ressourcen und inspirierende Grafiken)

Utopien: Zukunftserzählungen, die motivieren


Ergebnisse des Workshops Utopien / Zukunftserzählungen als Poster

Gewaltfreie Aktion: ein wirksames Mittel zur gesellschaftlichen Veränderung?

Workshopleitung: Sara Fromm
In diesem Workshop beschäftigten wir uns mit Gewaltfreier Aktion als einer Form, gesellschaftspolitische Konflikte in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen bzw. Druck auf Entscheider*innen auszuüben.
Zum Einstieg beschäftigten wir uns mit Gewaltfreiheit und unter anderem mit dem „Dreieck der Gewalt“ nach Johan Galtung und dem Konzept der Gewaltfreien Aktion, besonders deren Merkmale und Ziele. Bei einem Blick auf unterschiedliche Motivationen, Gewaltfreie Aktionen zu organisieren oder daran teilzunehmen, lernten wir auch die verschiedenen Motivationen der Teilnehmenden kennen. Bei den Eskalationsstufen nach Theodor Ebert ging es um eine strategische Sichtweise, passende Aktionsformen für verschiedene Kontexte und Ziele auszuwählen. Viele Ideen unter: https://beautifultrouble.org.
Danach diskutierten wir Wirkfaktoren, die dafür sorgen, dass Gewaltfreie Aktionen erfolgversprechend sind. Provokante Thesen waren dann der Ausgangspunkt für spannende Diskussionen, die aktuelle Debatten innerhalb der deutschen (Klimagerechtigkeits-)Bewegung widerspiegelten. Am Ende betteten wir Aktionen als einen Teil von Kampagnen ein – denn einzelne Aktionen alleine reichen in der Regel nicht aus, um die gewünschten gesellschaftlichen Veränderungen zu bewirken.
Mehr dazu im „Handbuch für gewaltfreie Kampagnen „- War Resisters‘ International (Hg.) Verlag Graswurzelrevolution Heidelberg 2017 und bei unserer Ausbildung „CampaPeace“

Entschwörung: Antisemitismus bekämpfen

Antisemitismus hat viele Gesichter: Er zeigt sich in Verschwörungsmythen, in der Forderung nach einem Schlussstrich, in Shoah-Relativierung wie im Israelhass. Deswegen haben wir uns in dem Workshop „Antisemitismus erkennen und bekämpfen“ mit den verschiedenen Erscheinungsformen anhand verschiedener Beispiele von Demonstrationen, aus den sozialen Netzwerken oder aus den Medien beschäftigt. Weil sich Antisemitismus gerade in progressiven Milieus  – wie die Klimabewegung – unter dem Deckmantel der sogenannten Israelkritik tarnt, haben wir hier besonders genau hingeschaut und diskutiert. Um auch junge jüdische Betroffenenperspektiven zu dem Thema einzufangen, haben wir uns gemeinsam den Film „Masal Tov Cocktail“ angeschaut. Zum Ende haben wir verschiedene Handlungsoptionen durchgespielt um gemeinsam zu überlegen, was wir gegen Antisemitismus tun können: Es müssen sich alle gut informieren, selbstkritisch hinterfragen und Antisemitismus immer widersprechen!
Workshopleitung: Imke Kummer & Nikolas Lelle von der Amadeu Antonio Stiftung

Flyer Aktionswochen gegen Antisemitismus

Belltower-Text – Jews dont count

Framing und Narrative in der Kommunikation

Im Workshop „Framing und Narrative“ in der Kommunikation haben wir uns auf Basis hegemonietheoretischer Überlegungen mit den Grundlagen der Pressekommunikation beschäftigt. Ziel war dabei die Vermittlung eines strategischen Ansatzes, der mediale Kommunikation als elementaren Teil von Bewegungsarbeit begreift. Dabei haben wir uns zunächst das Verhältnis zwischen Presselandschaft und Bewegungen bzw. NGOs angeschaut und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Anschließend haben wir uns Frames und Narrative genauer angeschaut und in kleineren Gruppen deren Funktions- und Wirkungsweisen erarbeitet. Dabei gelangten die Teilnehmer*innen zu der Erkenntnis, dass wert- und identitätsbasierte Ansätze die reine Vermittlung wissenschaftlicher Fakten und Argumente oft sinnvoll ergänzen oder sogar ersetzen können.

Workshopleitung: Nike Mahlhaus

Juristische Hebel für die Transformation: (Klima-)Klagen

Workshopleitung: Baro Vicenta Ra Gabbert und Matthias Amador

Themenblock 1: Was tut sich gerade (nicht) im Recht?

  • Überblick Klimaklagen
  • Überblick gesetzgeberischer Neuerungen

Themenblock 2: „Klima-Beschluss“ des Bundesverfassungsgerichts vom 24.3.2021

  • Zentrale Inhalte und Leitsätze der Entscheidung
  • Diskussion: Eine „politische Entscheidung“?
  • Rolle und Stellung des Bundesverfassungsgerichts im deutschen Recht

Themenblock 3: Artikel 20a GG

  • Vergleich von Normtext und juristischer Interpretation
  • Unterschied zwischen Staatszielbestimmungen und Grundrechten

Themenblock 4: Akteur*innen in Recht und Politik

  • Mehrebenensystem: (Internationales Recht & Verträge / EU-Recht / Bundesrecht / Landesrecht / Kommunalrecht)
  • Gewaltenteilung
  • Rolle der Rechtswissenschaft (v.a. im deutschen Recht)

Themenblock 5: „Trägheit des Rechts“ und Lützerath-Entscheidung

  • Wechselwirkungen und Dynamik zwischen den Gewalten
  • Aufhänger: Lützerath-Entscheidung(en)
    (VG Aachen vom 7.10.2021 sowie kurz OVG Münster vom 28.03.2022)
  • Was ist die Entscheidungsprärogative der Gesetzgebung
  • Kritische Reflexion zum Budget-Ansatz aus dem Klima-Beschluss des BVerfG

Themenblock 6: Der „Rahmen des Vertretbaren“

  • Wann ist eine rechtliche Entscheidung „falsch“?
  • Was ist eine / Was sind „richtige“ rechtliche Entscheidung(en)?
  • Herleitung des Gedankens rechtlicher „Vertretbarkeit“
  • Wie lässt sich der Rahmen rechtlich Vertretbaren verschieben?

Weiterführende Links
Baro Gabbert: Ringvorlesung Klimakrise – „Klimaschutz durch Recht?“
Matthias Amador zur Strafbarkeit des Containerns und der Rolle des Strafrechts in der Klimakrise
Ringvorlesung Zukunft Klimawandel mit Lukas Mezger (Lawyers4future), Baro Gabbert und Dr. Wolfgang Kraushaar (Politikwissenschaftler und Zeithistoriker)
Kostenlose studentische Rechtsberatung, an die sich Klimaaktivist:innen und NGOs bei Fragen rund um Klima und Recht wenden können
GermanZero: NGO, die unter anderem ein Paris-kompatibles Gesetzespaket entwickelt hat
Jurist:innen, die die Ziele von Fridays for future unterstützen

Plurale Ökonomik – Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen

Der Workshop ermöglichte den Teilnehmer:innen einen Überblick, was ökonomische Transformationsstrategien leisten und in welchen ökonomischen Theorien diese zu finden sind. Der Workshop hatte das Ziel den Teilnehmer:innen einen kritischen Theorie-Überblick über diejenigen ökonomische Modelle zu vermitteln, die angemessene Antworten auf die sozioökologischen und -ökonomischen Krisen unserer Zeit geben können. Die intersektionale Methode war der theoretische Zugang mit dessen Hilfe verschiedene Modelle des grünen Kapitalismus kritisch hinterfragt wurden. Hierbei erarbeiteten die Teilnehmer:innen Konzepte, um gegen verkürzte grün-kapitalistische Argumentationslinien angehen zu können.Der Workshop orientierte sich an den Interessenfeldern der Teilnehmer:innen, die vor allem im Bereich der Postwachstumsökonomik und der Feministischen Ökonomie lagen.

Mehr Informationen

Webseite Plurale Ökonomik
Website Postwachstum

Ergebnisse des Workshops plurale Ökonomik als Plakat

Schreibwerkstatt: Schreibend in die Zukunft

Workshopleitung: Anja Stiel
Wenn Menschen zusammen schreiben bin ich in meiner gewünschten Zukunft schon angekommen. Denn ich wünsche mir Fülle, Offenheit, Vertrauen und Wertschätzung. So war es auch in diesem Workshop. In kürzester Zeit stellte sich eine Vertrautheit und Leichtigkeit in der Gruppe ein und somit waren die besten Voraussetzungen für Kreativität geschaffen. Wir hatten drei Geschichten über uns selber geschrieben um uns vorzustellen, eine davon stimmte nicht.

Die nächste Schreibübung führte uns schon in die Zukunft mit der Idee die nächsten 50 Jahre als Tier oder Gegenstand oder Pflanze auf dieser Erde zu verbringen. Dabei sind wir den bezauberndsten Gewächsen begegnet und auch unseren Annahmen, was in den nächsten 50 Jahren wohl wichtig ist. Aus diesen Qualitäten sind dann längere Texte entstanden, die wir uns vorgelesen haben und die mit wertschätzendem Feedback bereichert wurden. So hatte jedeR die Möglichkeit zu erfahren, was es ist, was in ihm oder ihr Resonanz auslöst und damit einen Weg in die Zukunftsthemen zeigt, die für jedeN von uns wichtig waren.

Die Verkehrswende jetzt gemeinsam in die Hand nehmen

Zunächst beschäftigten wir uns mit den Problemen des heutigen motorisierten Individualverkehr (MIV), blickten kritisch auf die Scheinlösung E-Auto, die nur eine Antriebswende darstellt und sammelten gemeinsam Punkte, wie wir eine Verkehrswende gemeinsam gestalten können. Als Grundlage dienten die fünf Säulen der Verkehrswende:

  • KURZE WEGE, denn es geht als erstes darum den Verkehr zu reduzieren  
  • ATTRAKTIVE FUSSGÄNGER*INNENZONEN, um mehr Begegnung auf unkommerziellen Bereichen zu ermöglichen
  • FAHRRADSTRASSEN, damit der Radverkehr sicher und entspannt rollt  
  • KOSTENLOSER UND BESSER AUSGEBAUTER ÖPNV, denn nur der Nulltarif ist sozial gerecht und ökologisch sinnvoll
  • AUTOFREIE ZONEN, um die Nutzung des Autos unattraktiver zu machen

Diese wurden kritisch diskutiert und im Anschluss Aktionsideen zusammen getragen, sowie weitere kreative Ideen gemeinsam entwickelt. Ob die Idee eines Gehzeugs oder auch die der Fahrraddemo sowie vieles weitere wurde besprochen und sich gegenseitig empowert selbst aktiv zu werden. Abschließend reflektierten wir die Grenzen und Potentiale der unterschiedlichen Aktionen.

Mehr Informationen
Das Aktionsbuch Verkehrswende [Tobi Rosswog et al.] (kostenlose Downloadmöglichkeit)

Ergebnisse des Workshops Verkehrswende als Plakat

Gender Climate Gap: Geschlechterstereotype und Klimakrise

Im Workshop wurden Zusammenhänge der multiplen ökologischen Krisen (Klimakrise, Artensterben, Biodiversitätsverlust) mit strukturellen Geschlechterverhältnissen aufgezeigt und so Facetten des Gender Climate Gaps verdeutlicht (bspw. Unterrepräsentanz von Frauen* in klimapolitischen Verhandlungen, stärkere Betroffenheiten durch die Krisen). Dabei wurde deutlich, wie eng dieser mit dem Gender-Care-Gap und weiteren Gender-Gaps verwoben ist. Auch zeigte sich, wie stark die ökologischen Zerstörungen mit patriarchalen Bildern von Männlichkeit und hiermit verwobenen Vorstellungen von unbegrenztem Wirtschaftswachstum und der ‚Normalität‘ der BeHERRschung sozialer und ökologischer Ressourcen zusammenhängen. Insofern wurde überlegt, wie Geschlechterverhältnisse (z.B. Formen feministischer Männlichkeiten) und Mensch-Natur-Beziehungen verändert werden müssen, um Folgen der ökologischen Krisen abzumildern und was dies für individuelles und politisches Handeln bedeutet und auch warum diese feministischere Welt für Menschen aller Geschlechter* und unsere ökologische Mitwelt besser ist.

Klima.Macht.Gefühle

Im Workshop „Klima.Macht.Gefühle.“ setzten wir uns mit dem persönlichen Zugang zu Umwelt-Gefühlen bezüglich der sozial-ökologischen Krisen auseinander. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen erforschten wir die Gefühls-Landschaften mit künstlerischen, achtsamkeits- und körperbasierten Methoden. Zusätzlich zogen wir Erkenntnissen der Umweltpsychologie zu den psychischen Prozessen im Umgang mit den Krisen, die sich vor allem auf die Psychologist for Future Bewegung bezieht, heran. Schließlich befassten wir uns mit den emotionalen Herausforderungen als Aktivist:innen in Zeiten der multiplen Krisen mit der Praxis der Selbstfürsorge und Achtsamkeit.

Workshopleitung: Christin Bühler

Literaturempfehlungen:
* Klima im Kopf. Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht von Katharina van Bronswijk
* KLIMAGEFÜHLE – Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln von Lea Dohm und Mareike Schulze
* Psychologist for Future Deutschland

Utopie und Kritik

Workshopleitung: Jochen Gimmel
„Unser Workshop „Utopie, Kritik, Zukunft“ verfolgte im ersten Teil eine ideengeschichtliche Reflexion der Spannungslage, die häufig als Klimakrise bezeichnet wird, aber weit darüber hinaus, im nüchternen Sinne des Wortes als Katastrophe (Wendung) und Apokalypse (Entschleierung) begriffen werden kann und vielleicht auch so begriffen werden sollte. Es ging in unserer Diskussion um Fragen der Dialektik der Aufklärung bzw. der Fortschrittsdynamik und den Widersprüchen des aufklärerischen Denkens, die auch die berechtigtste Kritik reflektieren muss, wenn sie ihnen nicht verfallen will. In diesem Problemhorizont war die Bedeutung des utopischen Denkens neu einzuzeichnen.
Der zweite Teil war dem praktischen Versuch gewidmet, sich in Gruppen die als notwendig vorgestellten Änderungen unserer Lebenswelt in aller utopischen Tragweite, also kompromisslos auszumalen. Eben dieser Versuch im utopischen Denken erwies sich als durchaus lehrreich für die Diskussion, an welchen Stellen unser Realismus sich als Schein und wo unsere Utopien sich als realisierbar erweisen könnten.
Ich bin den Organisator:innen sehr dankbar für diese großartige Möglichkeit, an der Zukunft zu stricken und möchte den Teilnehmer:innen meines Workshops für ihre außerordentliche Aufgeschlossenheit und das wohltuende gemeinsame Nachdenken danken!

Impressionen

Die Projektphase

Die Zukunftsakademie will junge Menschen empowern und sie dazu befähigen zu Gesellschaftswandler:innen zu werden. Die Transformationsforschung zeigt, dass Menschen, die den ersten Schritt in Richtung gesellschaftsveränderndes Engagement unternehmen, häufig auch weitere Schritte unternehmen. Daher verfolgt die Zukunftsakademie zwei zentrale Ziele:

  1. Menschen darin zu unterstützen, dass sie für eine zukunftsfähige Gesellschaft und Lebensweise tätig werden: den Wandel einfordern und zum Wandel anstiften.
  2. Die Teilnehmenden sollen in Form konkreter transformativer Projekte den Weg in Richtung Zukunftsfähigkeit weisen. Diese Projekte sollen weitere Menschen zum Wandel-Handeln bewegen. Im besten Fall bewirken diese Projekte einen Schneeballeffekt: Menschen bewegen sich, was andere Menschen bewegt, wodurch die Gesellschaft verändert wird und gesellschaftliche Bewegung / Transformation entsteht.

In der ersten Zukunftsakademie wurden vier transformative Projekte erarbeitet, deren Umsetzung zeitnah erfolgen soll. Die Verantwortung hierfür obliegt den Teilnehmenden, das Team der Zukunftsakademie unterstützt die Projektteams.

  • Projekt: WandelWagen: mit dem WandelWagen den Wandel wagen
  • Projekt form: Transformation durch Information
  • Projekt: Tell Me Your Tomorrow
  • Projekt: Gefühle – Gestalten – Gesellschaft

Infos zu den Projekten, zum Umsetzungs- und Realisierungsstand sowie zu den Möglichkeiten sich einzubringen und zu unterstützen findest du in den einzelnen Projektberichten.

ProjekteZukunftsakademie 2022
11. Oktober 2022

Projekt Tell Me Your Tomorrow

  Tell Me Your Tomorrow Um die sozio-ökologische Transformation gesamtgesellschaftlich tragfähig zu machen, bedarf es einem grundlegenden Wertewandel. „Um Nachhaltigkeit und ein Miteinander in der Gesellschaft zu verankern, wollen wir…
ProjekteZukunftsakademie 2022
11. Oktober 2022

Projekt form

Es gibt unzählige Vereine, Initiativen und Gruppierungen, die sich für sozial-ökologische Themen einsetzen. Häufig sind diese aber sehr vereinzelt und damit stark limitiert in ihrem Einfluss. Form macht es sich…
ProjekteZukunftsakademie 2022
11. Oktober 2022

Projekt Wandel-Wagen

Mit dem Wandel-Wagen den Wandel wagen „Wir wissen, dass unser Handeln negative Effekte auf unsere belebte und unbelebte Umwelt hat. Dennoch sind die destruktiven Strukturen derart festgefahren, dass sie häufig…

Die Projektteams stellten ihre Arbeitsergebnisse am 8. August im Rahmen der Abschlussveranstaltung vor einer „Jury“, bestehend aus Menschen mit langjähriger Erfahrung in der sozialökologischen Transformation vor. Sowohl die feedbackgebende Jury als auch die Zuschauer:innen / Zuhörer:innen waren tief bewegt von den Projektergebnissen.

Dankeschön für eure Arbeit und eure tollen Ideen.

Impressionen der Projektphase

"Ich habe durch die Zukunftsakademie so viel Kraft und Energie geschöpft: davor war ich angesichts der sich immer weiter verschärfenden Krisen deprimiert. Jetzt will ich loslegen und zum Wandel beitragen. Auch wenn es schwierig wird: ich freue mich darauf…"

Teilnehmerin

Öffentliche Vorträge im Rahmen der Zukunftsakademie:

6 öffentliche Vorträge fanden im Rahmen der Zukunftsakademie statt, die, trotz Ferienzeit und sommerlicher Hitze sehr gut besucht waren.

  1. Den Auftakt machte am 1. August 2022 der in Wien forschende Politikwissenschaftler Ulrich Brand. Sein Vortrag ging der Frage nach, wie wir aus der imperialen Lebensweise (siehe hierzu das lesenswerte gleichnamige Buch) zu einer solidarischen, nicht-destruktiven Lebensweise gelangen können. Der Vortrag kann als Video angesehen werden.
  2. Philipp George und Alexander Grevel haben am Beispiel ihres Engagements im Rahmen des „Aufstands der letzten Generation“ am 2. August 2022 die Frage diskutiert wieviel Radikalität eine erfolgreiche Klimagerechtigkeitsbewegung benötigt.
  3. Tobias März zeigte am 3. August 2022 in seinem Vortrag „Du kannst die Welt verändern“ wie sich die Akzeptanz und Bearbeitung persönlicher Krisenerfahrungen und langfristiges Engagement für eine bessere Welt gegenseitig befördern und bedingen.
  4. Der Vortrags- und Diskussionsabend zur Verkehrswende am 4. August 2022 fragte, ob eine Verkehrswende heute noch genügt, oder ob wir nach Jahrzehnten der fossilen Verkehrsexpansion nicht vielmehr eine Verkehrsrevolution benötigen? Dass im Verkehrsbereich noch keine Emissionsminderungen erreicht worden sind, zeigt das vollumfängliche Scheitern der bisherigen expansiven Verkehrpolitik und die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels: weg vom motorisierten Individualverkehr und der Politik des Straßenbaus. Vorträge von Sabine Leidig, Tobi Rosswog. Podiumsdiskussion mit: Konrad Otto-Zimmermann, Miriam Engelhardt, Volker Finke. Moderation: Barbara Schramkowski. Der Abend kann als Video angeschaut werden.
  5. Joachim Winters ging am 7. August 2022 in seinem Vortrag der Frage nach, ob und inwiefern das Bedingungslose Grundeinkommen Teil der sozial-ökologischen Transformation ist bzw. diese begünstigt oder sogar erst ermöglicht.
  6. Luisa Neubauers Vortrag „Raus aus den multiplen Krisen!“ musste verschoben werden und fand am 1. Oktober vor großem Publikum statt. Der Vortrag kann als Video angeschaut werden.
    Dankeschön: eure Vorträge waren großartig.

Streams der Vorträge

Raus aus den multiplen Krisen! Vortrag von Luisa Neubauer (Fridays for Future)

Luisa Neubauer erläutert in ihrem mitreißenden Vortrag, warum es der Umwelt- und Klimaschutzbewegung, trotz symbolischer Unterstützung und Sympathibekundungen von nahezu allen Parteien und gesellschaftlichen Akteuren noch immer nicht gelungen ist, einen grundlegenden und (infra-)strukturellen Turn unseres Entwicklungs- und Gesellschaftsmodell zu bewirken.
Zugleich zeigt die massive Ballung von Phänomenen der multiplen Krise, dass die etablierte Strategie der Krisenbearbeitung, nämlich ökonomische Expansion gescheitert ist. Doch noch immer sind die ökologisch und sozial destruktiven Narrative bestimmend. Luisa Neubauer macht einen entscheidenden Blindspot der Transformationsdebatte sichtbar: Nicht das bessere Argument setzt sich durch, sondern das mächtigere. Luisa Neubauer lädt uns ein nachzudenken, wie wir die besseren zu den mächtigeren Argumenten machen können.

Verkehrswende oder Verkehrsrevolution? Vorträge + Podiumsdiskussion

Vorträge von Sabine Leidig (ehemalige verkehrspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke, Autorin, Mitbegründerin von Attac) und Tobi Rosswog (Verkehrswendeaktivist, Autor, Dozent, Initiator). Podiumsdiskussion mit Volker Finke (Fußballlehrer), Konrad Otto-Zimmermann (Direktor The Urban Idea, Verkehrspolitischer Think-Tank), Miriam Engelhardt (Bürger*innen-Initiativen gegen den Bau der B31 West). Mod.: Barbara Schramkowski (Scientists for Future).
Die Verkehrs- und Mobilitätswende ist ins Zentrum der Debatten und Auseinandersetzungen um die Zukunftsfähigkeit unserer Lebensweise gerückt. Dessen ungeachtet sollen in Deutschland in den kommenden Jahren neue Autobahnen sowie Bundes- und Landesstraßen (aus-)gebaut werden. Gegen die verkehrspolitische Expansionsstrategie formiert sich Widerstand: Die Verkehrs- und Mobilitätswende wird zur zentralen gesellschaftlichen Auseinandersetzung der kommenden Jahre: weil von ihr der (Miss-)Erfolg der sozial-ökologischen Transformation abhängt.

Von der imperialen zur solidarischen Lebensweise – Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Brand (Uni Wien)

Ulrich Brand zeigt in seinem Eröffnungsvortrag wie wir aus den durch die imperiale Lebensweise verursachten multiplen Krisen gelangen können. Wie könnte eine solidarische, krisenwiderständige Lebensweise innerhalb der planetaren Grenzen aussehen? Welche Konturen einer nicht-destruktiven solidarischen Lebensweise sind im Hier und Jetzt bereits vorhanden und (teils auch schwach) erkennbar?

Danke für …

Danke allen Vortragenden und Mitwirkenden bei der Podiumsdiskussion:
Ulrich Brand, Tobi Rosswog, Sabine Leidig, Luisa Neubauer, Philipp George, Alexander Grevel, Tobias März, Joachim Winters, Miriam Engelhardt, Konrad Otto-Zimmerman, Volker Finke

Danke dem wunderbaren Team der Katholischen Akademie, besonders: Andrea Boldt, Werner Kunzweiler, Andreas Schwärzler

Danke fürs Filmen und den unermüdlichen Support:
Jürgen Baumeister

Danke an das ZAF-Team: Franzi, Linda, Sarah-Lea, Barbara, Bernhard, Stefan, Jens

Danke, dass ihr die Zukunftsakademie möglich gemacht habt: Dankeschön an die Bundeszentrale für politische Bildung: Linda Kelch; den GLS Treuhandfonds: Silke Schuler; die EWS: Tanja Gaudian, die Stadt Freiburg (Umweltschutzamt): Robert Gundlach; die Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg: Marion Rapp